Paddeln im Winter

von Martin Ölscher

Paddeln im Winter ist ein besonderes Erlebnis, erfordert aber auch an­ge­pass­te Aus­rüs­tung. Die Gefahr geht auch an einem sonnigen Wintertag mit milden Temperaturen vom kalten Wasser aus. Es gilt die Regel "Dress for water, not for air." (Kleide Dich nach der Wasser- und nicht nach der Luft­tem­pe­ra­tur).

Paddeln im Winter
Paddeln im Winter

Man sollte die Gefahren des kal­ten Was­sers im Falle einer Ken­te­rung oder eines Stur­zes vom SUP-Board nicht un­ter­schät­zen und nur gut aus­ge­rüs­tet und nicht al­lei­ne auf das Wasser gehen. Auch wenn man jah­re­lang nicht ge­ken­tert ist oder bisher sicher auf dem Board stand, heißt das nicht, dass keine Kenterung oder Sturz in das Wasser passieren kann.

Es gibt bei unseren Vereinsaktivitäten nur sehr wenige Kenterungen. Bei An­fän­ger/in­nen ist eine Kenterung mög­lich. Das ist normalerweise, wenn das Wasser nicht kalt ist, kein Pro­blem. Wegen der Ge­fah­ren kal­ten Was­sers fin­det in der kal­ten Jah­res­zeit kein An­fän­ger­trai­ning auf der Stör statt.

Durch plötzliches Eintauchen in eiskaltes Wasser kommt es zu einem Käl­te­schock und es wir­ken in den ersten 1 bis 3 Minuten auf den mensch­li­chen Kör­per le­bens­be­droh­li­che Re­fle­xe ein:

  1. Es kommt zu einem schier unüberwindlichen Atemantrieb mit ei­nem plötzlichen Anstieg der Atemfrequenz und -tiefe.
  2. Die Zeit, die der Atem angehalten werden kann, ist extrem verkürzt.
  3. Blutdruck und Herzfrequenz steigen sehr stark an.
  4. Durch das Eintauchen in kaltes Wasser werden in Armen und Bei­nen die Blutgefäße ver­engt und es findet eine Um­ver­tei­lung des Blut­vo­lu­mens in den Körperkern statt.

Die Effekte sind umso ausgeprägter, je größer die Tem­pe­ra­tur­dif­fe­renz zwi­schen Was­ser- und Körpertemperatur ist und je mehr Kör­per­ober­flä­che be­netzt wird.

80 % der Todesfälle in diesem Zeitraum sind durch sofortiges Er­trin­ken be­dingt. In 20 % kommt es zu einem Herzversagen.

Die Leistungsfähigkeit der Muskel- und Nervenzellen nimmt in der star­ken Unterkühlung in den folgenden Minuten sehr rasch ab.

  1. Dies führt dazu, dass die Schwimmbewegungen im kalten Wasser un­ko­or­di­nier­ter wer­den.
  2. Vortrieb findet kaum noch statt, der Schwimmer kommt in eine ho­ri­zon­ta­le Lage, be­strebt den Kopf über Wasser zu halten. Atem­an­stren­gun­gen und Schwimm­be­we­gun­gen werden nicht mehr ko­or­di­niert.
  3. Die Hände verlieren an Kraft und Koordinationsfähigkeit, es wird un­mög­lich sich fest­zu­hal­ten, zugeworfene Schwimm­hil­fen zu er­grei­fen oder gar alleine in ein Boot zurück zu klettern.

Eine im kalten Wasser schwimmende Person ist sehr schnell auf Hilfe an­ge­wie­sen.

Werden diese beiden Phasen überlebt kommt es zur Unterkühlung (Hy­po­ther­mie). Im Falle einer Unterkühlung muss in jedem Fall ein Notruf abgesetzt werden.

Eine schwimmende Person sollte also schnell aus dem kalten Wasser geholt werden, mög­lichst mit einem Wiedereinstieg in das Boot.

Das bedeutet für das Paddeln im Winter...

Kälteschutz tragen
Dry Fashion TrockenanzugUm möglichst wenig Körperfläche mit kaltem Was­ser zu be­net­zen, sollte ein geeigneter Käl­te­schutz wie ein Tro­cken­an­zug ge­tra­gen werden.

Mit der Dry Fashion Sportswear GmbH in Hal­sten­bek haben wir einen renommierten Her­stel­ler von Tro­cken­an­zü­gen für Kajaker/innen und Stand-Up-Paddler/innen in der Region, der auch Tro­cken­an­zü­ge re­pa­riert.

Sogenannte "Paddelpfötchen" schützen beim Paddeln die Hände vor der Kälte.

Wasserdicht verpackte Reservekleidung und ein paar Hand­schuhe soll­ten mit­ge­führt wer­den.

Schwimmweste tragen
Es sollte eine Schwimmweste getragen werden. Eine Schwimmweste hilft in den erste kri­ti­schen Minuten den Kopf über Was­ser zu hal­ten. Sie hält eine hilflose Person über Wasser und bietet an den Schul­ter­rie­men und Gurten auch gute Griffmöglichkeiten an denen Hel­fer/in­nen zupacken können und einer Person zu­rück ins Boot hel­fen kön­nen.

Eine Schwimmhilfe wie eine Restube muss von der schwim­menden Person aktiv fest­ge­hal­ten wer­den, was nicht möglich ist, wenn die Hän­de aufgrund der Kälte nicht mehr zugreifen können. Eine Restube ist kein Ersatz für eine Schwimm­weste. Siehe dazu auch "Sicherheit auf dem SUP: Schwimmweste vs. Restube".

Nicht alleine auf das Wasser gehen
Wenn in kurzer Zeit ein/e Schwimmer/in die Koordinationsfähigkeit ver­liert, ist er/sie auf Hilfe angewiesen. Man sollte deshalb in keinem Fall alleine auf das Wasser gehen.

Decksleine am Kajak
Jedes Kajak sollte mit einer umlaufenden, gut befestigten Decks­lei­ne aus­ge­rüs­tet sein. Nach einer Kenterung kann man so das Boot greifen, damit es nicht abtreibt. Decksleinen mit ih­ren Griffmöglich­kei­ten er­leich­tern Hel­fer/in­nen das Len­zen und Fest­hal­ten eines Kajaks beim Wie­der­ein­stieg.

Es sollte eine Schleppleine - bevorzugt eine Kontaktschleppleine (engl. contact tow line) - mitgeführt werden, um eine hilflose Person, die eventuell ein Paddel nicht mehr greifen kann, nach dem Wiedereinstieg im Boot sitzend ans Ufer schleppen zu können.

SUP-Board mit Leash sichern
Ein SUP-Board kann nach einem Sturz in das Wasser sehr schnell ab­trei­ben, wenn es nicht mit der Leash gesichert wurde. Eine schwim­men­de Person kann gegebenenfalls das Board nicht mehr er­rei­chen.

Quelle
Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft - Ertrinkungsunfälle in kaltem Wasser
Publikation 01.2014 / Version 1.0



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