Tagebuch von Andreas Hense und Angela Wulff

ELBE-FAHRT

706 Kilometer von Schmilka (Elbe) bis zum Itzehoer Kanu-Club e.V. (Stör)
vom 05. bis 17. August 2006
1. Tag: 44 km von Schmilka (km 4) bis VKD Dresden (km 48)

Nachdem wir nachmittags unser Leihauto von Sixt, einen Ford Mondeo Kombi, geholt hat­ten, baute Andreas "mir nichts dir nichts" einen Einmaldachträger aus Holzlatten darauf. Bei herrlichem Sonnenschein packten wir das Auto und holten den Zweier. Start abends um 21.30 Uhr Richtung Dresden. Von 03.00 Uhr bis 06.00 Uhr schliefen wir auf einem Rastplatz kurz vor Dresden. Ausgeschlafen ging es weiter durch das Elbsandsteingebirge nach Kö­nig­stein. Dort frühstückten wir erst einmal gemütlich in einem Cafe. Die Angestellte erzählte uns über das Jahrhunderthochwasser 2002 in Königstein. In der 1. Etage erreichte das HW 1,5 m. Alles war zerstört, viel Aufräumarbeit von Schlamm und Dreck. Im April 2006 kam das Hochwasser wieder, 1,5 m im Erdgeschoss. Wieder alles evakuieren, das ganze Café aus­räu­men. Die Versicherung bezahlt zweimal, dann nicht mehr. Das alles kann man sich kaum vorstellen.

Ausgeruht fuhren wir jetzt weiter nach Schmilka. Es lag an der Elbe bei km 4. (übrigens hatte die Elbe zurzeit einen sehr niedrigen Wasserstand, wie seit lange nicht mehr. Selbst die Schiff­fahrt ist eingestellt worden. In Dresden hatte die Elbe nur eine Wassertiefe von teil­wei­se 80 cm)

Langsam zogen nun dunkle Wolken heran. Es begann zu nieseln. Jetzt wo wir Urlaub hatten, nach 8 Wochen Hitzewelle, sollte es jetzt vorbei sein mit dem schönen Wetter? An der Fuß­gän­ger­fäh­re luden wir unser Gepäck aus und den Zweier ab. Andreas fuhr das Auto nach Dresden zurück(ca. 35 km) und kam mit der S-Bahn wieder gegen 12.00 Uhr. Zwi­schen­zeit­lich hatte ich beim Warten heftigen Regen und musste 3 x unter einem Bushäuschen Schutz suchen. So, nun ging es endlich los. Gerade eingestiegen fing es schon wieder an zu regnen. Was soll's im Boot machte das ja nichts, die Luft war ja warm.

Wir paddelten das schönste Stück der ganzen Elbe bei Regen durch das Elb­sand­stein­ge­bir­ge, eine schöne Erinnerung! Es regnete sich mittlerweile schon richtig ein. Auffallend schön renoviert waren die bunt bemalten Häuser am Elbufer in den Orten Bad Schandau, Wehlen, Pirna und Rathen. Es begleiteten uns auch immer wieder einige Rafting-Gummikühe.

In Höhe von Schloß Pillnitz trafen wir ein Drachenboot. Wir fragten die Drachen-Kanuten, wo wir am besten bei einem Dresdener Kanuverein zelten können? Das traf sich gut, sie kämen vom VKD Dresden und wir seien selbstverständlich herzlich eingeladen. Manja, die Trommlerin feuerte ihre Mannschaft an (15 Sklaven), aber wir beide powerten voll rein und wir ließen uns nicht unterkriegen! Mit Gleichstand erreichten wir dann nach 4 km den Ka­nu­ver­ein.Wir hatten gerade unser Zelt aufgebaut und all unsere Sachen aus dem Boot ent­la­den, da zog eine schwarze Gewitterwand herauf und es krachte, blitzte und regnete wie aus Eimern.

Dennoch hatten wir am Abend noch Glück, es blieb für ein paar Stunden trocken und wir hatten mit den Drachenbootfahrern noch einen netten Grillabend. Manja war ein Mitglied es Vereins und ihre Drachenbootfahrer waren alle aus einem Volleyballverein aus ihrer Heimatstadt im Erzgebirge.

2.Tag: 34 km bis Meißen (km 82)

Es regnete schon wieder! Wir überlegten, ob wir schon den ersten Ruhetag einlegen sollten und dann Dresden besichtigen würden. Nach einem netten Frühstück im KC Clubhaus nahm Manja uns mit ihrem Auto mit in die Innenstadt von Dresden. Alle High­lights: Frau­en­kir­che, Sem­per Oper und Zwinger und noch viele andere Kirchen wurden besichtigt und fotografiert. Danach fuhren wir mit der S-Bahn wieder zurück. Die Uhr hatte 14.30 Uhr und es war trocken, wir beschlossen doch noch weiterzupaddeln. Regen und Sonne wechselten sich ab. An Coswig vorbei, in Meißen angekommen mussten wir einen Wolkenbruch ab­war­ten, bis wir aussteigen konnten. Zum Glück hatten wir unseren Bootswagen mit, es sind doch vor den Bootshäusern längere Stücke vom Wasser bis zur Zeltwiese. Wir wurden nett empfangen und bauten unser Zelt und Tarp auf. Es war schon später und bis wir mit Essen und duschen fertig waren, hatten wir keine Lust mehr nach Meißen in die Stadt zu gehen. Schade eigentlich, aber wir mussten ja weiter. Der Abend war aber trotzdem ganz nett, wir klönten dies und jenes mit einem Pärchen aus Ravensburg. Zu später Stunde kam noch ein Ehepaar aus Hamburg vom RdE (diese kannten auch Rolf Schliemann).

3.Tag: 65 km bis km 146

Heute einmal trocken, aber dafür Gegenwind.

Beim Einsteigen in Meißen bemerkten wir, dass das Wasser über Nacht gestiegen war. Der Regen machte sich bemerkbar. Vorbei an dem riesigen Dom der Stadt Meißen paddelten wir nun an Riesa, Strehla, Belgern vorbei. Immer wieder kreuzten wir die Gierfähren Diese Fähren hängen an einem langen Seil mit Bojen dran, welches fest verankert ist mitten im Fluss. Die Fähre wird nur durch die Strömung hin und her gezogen.

Heute Nacht hatten wir uns einen Zeltplatz an einem Strand bei km 146 ausgesucht. Der Wind legte sich und die Abendsonne kam hervor, es war richtig nett. Im Radio hörten wir in den hiesigen Nachrichten, dass es Elbhochwasserwarnung Stärke 1 gab. In der kommenden Woche solle das Wasser wegen der anhaltenden Regenfälle in Tschechien bis 3,60 m bis Magdeburg steigen. Nun mussten wir genauer überlegen, wo wir unser Zelt für die Nacht aufbauen konnten, auf alle Fälle recht hoch gelegen!

4. Tag: 67 km bis Lutherstadt Wittenberg (km 213)

Vorbei an der Stadt Torgau kamen wir an der Stadt Elster vorbei, wo uns ein Biergarten in der Sonne zum Alsterwasser einlud. Das war eine tolle Pause! Nach weiteren 12 km er­reich­ten wir die Lutherstadt Wittenberg. Ein schöner Zeltplatz, den wir ganz für uns hat­ten, mit überdachter TBK (Tisch-Bank-Kombination).

Abends besichtigten wir die Kirche mit der Tür, wo Martin Luther die Thesen angeschlagen hatte. Zum Abschluss gönnten wir uns ein wunderbaren Essen in einem italienischen Re­stau­rant in der Altstadt.

5. Tag: 62 km bis Aken (km 276)

Bewölkt, aber wieder Gegenwind. Langsam spielte sich eine gewisse Routine in unserem Paddeltag ein. Wir erkannten, dass wir ca. alle 2 Stunden eine Pause machen mussten, um die Beine einmal zu vertreten. Also 1x Mittag und 1 x Kaffee und dann Abendbrot. In den Pausen suchten wir uns öfter ein Strandplätzchen und genossen die Sonne, die sich immer mehr sehen ließ. Wir paddelten bis ca. 18.00 bis 19.00 Uhr, dann suchten wir einen Zelt­platz. Heute schafften wir es vorbei an Dessau bis zum TSV Elbe Aken. Dort wurden wir wieder sehr nett aufgenommen. Hier war schon eine andere größere Paddelgruppe .Mit denen unterhielten wir uns den ganzen Abend beim Feuer. Das Wasser der Elbe stieg jeden Tag um ca. 30 cm bis 80 cm. Die Leute vom Kanuclub waren schon recht wachsam und holten sich im Internet Pegelstände und die neuesten Meldungen in Bezug auf das be­vor­ste­hen­de Hoch­was­ser ein. Alle hatten wieder Angst, das Wasser könnte wieder steigen wie 2002.

6. Tag: 48 km bis Magdeburg (km 323 )

Erst Regen, später Sonne Links und rechts am Elbufer fanden sich viele Naturschutzgebiete und urige Landschaften. Nicht so begradigt wie bei uns. Vorbei an den Orten Barby, Schö­ne­beck bis Magdeburg. Wir entschieden uns heute für den im alten Elbarm KC Börde auf der rechten Uferseite. Wunderschöner gepflegter Zeltplatz unter riesigen alten Bäumen.

Geich dahinter befand sich ein Wehr, das Cracauer-Wehr, bekannt bei Wildwasserfahrern. Hatte aber leider sehr wenig Wasser. Einen langen Spaziergang machten wir bis in die In­nen­stadt von Magdeburg. Dort sahen wir uns den riesigen Dom an, leider war er nicht ge­öff­net. Wir kamen an mehreren rosafarbenen Hundertwasser-Häusern, an einem runden Turm in allen Farben direkt in der Innenstadt vorbei. Nachdem wir Essen waren kehrten wir mit dem Bus zurück.

7. Tag: 57 km bis km 379

Halbzeit der Tour!! Wir paddelten durch Magdeburg bei starker Strömung (ca. 13 km/h). Die Fahrwassertonnen strömten in Schräglage nur so an uns vorbei. Bei km 338,5 fuhren wir unter dem Mittelandkanal durch. Diese Wasserüberführung wurde erst vor ein paar Jahren eröffnet.

Immer wieder zweigen alte tote Elbarme ab, wir hörten, dass sich hier auch die Nutria, eine Biberart angesiedelt hat. Auch sprangen hier überall an den Buhnen in der Ver­schnei­dungs­zo­ne im Kehr­was­ser große Fische hoch.

Heute Nacht wurde wieder wild gezeltet am Strand. Eine vorgelagerte Sandbank ca. 20 qm groß, war am anderen Morgen überspült vom Hochwasser! Wir hatten aber einen hohen Platz gesucht zum Zelten. Ein Kilometerschild war unsere Tarpstange.

8.Tag: 51 km bis km 429

Sonne!! Mittagspause in Tangermünde, Einkaufen und Postkarten schreiben. Schönes altes Städtchen. St. Stephan Kirche besichtigt.

9. Tag: 65 km bis km 494

Viel Regen, erst abends Sonne.

Links und rechts viele Naturreservate, herrliche Landschaft. Wenig Städte. Vorbei an Wittenberge, Schnackenburg und Gorleben. Ca. 20.30 Uhr bei km 494 hatten wir nach längerem Suchen endlich einen einigermaßen Zeltplatz mitten im Gebüsch am Strand gefunden. Nachts kaum geschlafen, weil es wehte, regnete und man hörte das Elbwasser rauschen. Wir hatten doch etwas Bedenken, ob der Platz auch wirklich hoch genug lag, wegen des Hochwassers. Immer wieder schauten wir nach. Wir hatten sogar abends das Boot bis auf das Zelt gepackt, für den Fall aller Fälle!!!

10. Tag: 58 km bis km 552

Die Nacht war geschafft, das Wasser war noch 1,5 m von unserem Zelt entfernt. Bewölkt und trocken, aber etwas kälter. Später wieder Regen.

Vorbei an Dömitz, in Hitzacker machten wir eine Mittagspause. Einkauf und nochmals Post­kar­ten schreiben, dann weiter. Wieder Zelten am Strand. Es gibt hier zum übernachten in gewissen Abständen nicht genügend Kanuvereine

11. Tag: 38 km bis Stover Strand Camping (km 590)

Windstärke 5-6, Gegenwind und lange Geraden!

Ätzend! Keine Lust mehr. Vorbei an Bleckede bis Lauenburg kämpften wir uns am Ufer gegen den Wind. Endlich in Lauenburg angekommen, Pause! Heißen Milchkaffe und eine heiße Suppe! Wie im Herbst! Einkaufen und weiter die nächste lange 5 km Gerade bis Geesthacht.

18.00 Uhr, hoffentlich schleusen sie noch. Glück gehabt! Zusammen mit einem Schub­ver­band aus 2 Schuten, einem Binnenschiff und 2 Motorbooten wurden wir ge­schleust. Danach noch 4 km weiter, jetzt mit der Tide, beendeten wir unsere Fahrt beim Stover Strand Camping. Endlich eine Dusche! Schön gekocht!

12. Tag: 52 km (durch den Hamburger Hafen) bis Hanskalbsand (km 642)

Fast hätten wir die Fahrt (kurz vor dem Ende) abgebrochen wegen des starken Ge­gen­win­des, aber welch ein Wunder über Nacht hatte sich das Wetter beruhigt, kein Wind und super Sonne (Bikini angesagt).Heute kommt der Hamburger Hafen , Andreas möchte gerne die Norderelbe fahren, ich lieber die Süderelbe (die ist nicht so wellig). Na ja also Nor­der­el­be! Bis zu den Landungsbrücken alles kein Problem, aber dann wurde es zunehmend wel­li­ger und kappeliger. Zwischendurch hatte Andreas noch Fotos geschossen, ich traute mich nicht. Fuhren erst hinter den Landungsbrücken, dann davor, bis wir Mecker bekamen von einem Schlepperkapitän. Es sei verboten für uns vor den Landungsbrücken zu fahren. Wir entschuldigten uns für unser Unwissen und fuhren schleunigst dahinter. Vorbei an den Fischauktionshallen bis Övelgönne. Hier wurde es wieder ruhiger. Die Barkassen und Schlep­per fahren ohne Rücksicht auf uns an uns mit Vollgas vorbei. Bei Blan­ke­ne­se mach­ten wir noch schnell eine kleine Kaffeepause, denn wir mussten uns beeilen bis Hans­kalb­sand wegen des Tidenwechsels. Gerade noch mit dem letzten Schluck Wasser kamen wir auf der Insel an.

Kaum wieder zu erkennen seit dem letzten Mal. Abbruchkanten, Bäume und Sträucher frisch entwurzelt. Wir fanden unseren Zeltplatz nicht wieder, wo wir einst gezeltet hatten. Einige RdE-Paddler waren gerade hier, die erzählten uns, dass läge an der Elbvertiefung für die großen Containerschiffe. Diese saugten erst das Wasser stark weg, dann kommen die Wellen mit Wucht angerauscht, die Brandung reist alles ab. Strand, Bäume usw.

Na ja, wir bauten das Zelt auf, köchelten etwas und genossen einen su­per­ro­ten Son­nen­un­ter­gang. Das einzige was störte, waren die Gnitzen (stechende kleine Mücken, die gibt es nur auf Pagen und Hanskalbsand)

13. Tag: 65 km bis zum Itzehoer Kanu-Club e.V.

Eigentlich wollten wir heute nur bis nach Pagensand paddeln wegen des schönen Wetters, aber es waren für Freitag Gewitter und Windhosen gemeldet, da entschlossen wir uns bis zum IKC nachhause zu paddeln. Außerdem hatten wir super Rückenwind. Nach einer Ba­de­pau­se auf Pagensand und auf der Rhinplatte machten wir noch einmal auf dem Steg der Segler am "Langen Rag" eine Abendbrotpause mit einer Flasche Rotwein.

Endspurt Richtung Itzehoe mit Zwischenstop in Heiligenstedten bei meinen Eltern, die saßen gerade auf ihren Balkon. Ankunft 21.00 Uhr am IKC. Lasse holte uns dann ab und fuhr uns nach Hause.

Insgesamt eine tolle Fahrt und ein schönes Erlebnis 706 km von der Tschechien bis zum IKC zu paddeln.



Logo Itzehoer Wasser-Wanderer e.V.
Itzehoer Wasser-Wanderer e.V.
www.itzehoer-wasser-wanderer.de


Valid HTML 4.01!