Norddeutsche Rundschau

Auf der Tonkuhle gegen den Wind

Athanassia Savvas probiert den Trendsport
Stand Up Paddling in Itzehoe aus

von Athanassia Savvas | Norddeutsche Rundschau 19. Juli 2022

Mit freundlicher Genehmigung der Norddeutschen Rundschau

Jeden Dienstag trifft sich die SUP-Gruppe von Norbert Schulz an der Gro­ßen Tonkuhle um 18 Uhr und donnerstags um 18 Uhr an der Stör am Ver­eins­haus der Itzehoer Wasser-Wanderer. Weitere Infos unter www.itzehoer-wasser-wanderer.de.
Athanassia Savvas auf dem SUP Board
Reporterin Athanassia Savvas und Norbert Schulz von den Itzehoer Wasser-Wanderern mit dem Stand Up Paddle: Spiele mit Tennisbällen und Frisbee tragen schnell zur besseren Koordination auf den SUP bei. [Foto: Michael Ruff]
; "Lebhafter Wind aus Nordwest: Ich bin mit Norbert Schulz, SUP-In­struk­tor bei den Itzehoer Wasser-Wanderern, an der Großen Ton­kuh­le ver­ab­re­det. Nach einer kurzen Einweisung auf der Lie­ge­wie­se geht es mit dem Board aufs Wasser, das wider Erwarten doch angenehm warm ist.

Das Brett ist etwa zehn Kilogramm schwer und hat sogar ei­nen Na­men: "Opa Wolle". Schulz erklärt, es gehörte einem Arzt, der es dem Verein geschenkt hat. Ein SUP dieser Art kostet etwa 200 Euro. Bevor ich auf das Brett steige, wird eine Sicherung angelegt. Damit diese bei einem Sturz ins Wasser das Brett nicht abtreibt, wird sie über eine Leine und einer Klett­ver­schluss-La­sche an meinem Knöchel befestigt.

"Neben der Be­herr­schung des Boards gilt es die Ver­hal­tens­re­geln für Was­ser­sport­ler in der Na­tur zu ken­nen und ein­zu­hal­ten."
Norbert Schulz
Itzehoer Was­ser-Wan­de­rer
Erst wird auf den Knien bis zu einem kleinen Strand ge­pad­delt. Schulz er­klärt, dass es wich­tig sei, einen aus­rei­chen­den Abstand zum be­wach­se­nen Ufer­be­reich zu halten. Vögel wür­den dort auf ihren Nes­tern brü­ten, und wenn sie durch Paddler ge­stört wer­den, ver­las­sen sie ihren Nach­wuchs. Schulz macht deutlich: "Neben der sicheren Be­herr­schung des Boards gilt es für Stehpaddler, die Ve­rhal­tens­re­geln für Was­ser­sport­ler in der Na­tur zu ken­nen und ein­zu­hal­ten."
Athanassia Savvas auf dem SUP Board
Athanassia Savvas mit dem Stand Up Paddle auf der Großen Ton­kuhle in It­ze­hoe. [Foto: Michael Ruff]
Am Strand wird mir gezeigt, wie ich richtig anlege und das Paddel im Stehen halten und bewegen soll. Wieder auf dem Brett, geht es zum anderen Ende der Tonkuhle. Zunächst paddeln wir wieder auf den Knien. In der Mitte des Sees ist es sehr windig. Schulz erklärt, wie ich richtig aufstehe. Die Füße müssen parallel zueinander stehen, das sei typisch beim SUP. Surfer hätten damit manchmal Probleme, denn bei ihnen sei die Ausgangsstellung seitlich, ein Bein werde weiter vorne positioniert. Meine Beine fangen plötzlich an, un­kon­trol­liert zu zittern und zu wackeln. Nach wenigen Minuten legt sich das aber. Ver­mut­lich war es eine reine Ge­wöh­nungs­sa­che.
Athanassia Savvas und Norbert Schulz auf SUP Boards
Am Anfang wird auf den Knien gepaddelt. Das sorgt für mehr Stabilität. [Foto: Michael Ruff]
Die Paddelbewegung beansprucht den ganzen Körper, vor allem mei­nen Rücken. Hinzu kommt nun der starke, kühle Wind aus allen Rich­tun­gen, der mir das Gefühl gibt, gleich vom Brett geblasen zu wer­den. Doch gerade das macht diesen Sport so spannend und aben­teu­er­lich, oder wie es Schulz formuliert: "Das Wetter macht es sehr ma­ri­tim." Er hat denn auch einen Tipp parat: "Den Blick immer weit nach vorne richten und nicht nach unten schauen." Das hilft mir, mich nicht zu sehr auf Gleichgewicht und Technik zu konzentrieren. Denn Schulz er­klärt: "Wir haben zwei Gehirnhälften." Die eine sei zum Den­ken und die andere für Emotionales. Beim SUP sollte man nicht viel Nach­den­ken, denn das Gleich­ge­wicht zu halten und zu paddeln pas­sie­re dann völlig unbewusst und automatisch.

Mit spielerischen Übungen soll ich lernen, bessere Kontrolle zu halten. Wir werfen uns dafür gegenseitig Tennisbälle zu – teilweise sogar ein­hän­dig. Ich bin erstaunt, wie gut mir das schon nach wenigen Ver­su­chen gelingt ohne ins Wasser zu fallen. "Den Kopf abzuschalten" ist in diesem Fall nicht schlecht, denn je weniger ich über meine Technik nachdenke, desto besser läuft es. Wenn ein "schlechter" Wurf das Brett und mich ins Schwanken bringt, glei­che ich das mit einer Be­we­gung unbewusst aus. Klar, einige Bälle landen auch im Was­ser, die muss ich dann wie­der her­aus­fi­schen.

"Das Wetter macht es
sehr maritim."

Norbert Schulz
SUP-Lehrer
Eine Übung zum Schluss: Ich fahre mit ge­schlos­se­nen Au­gen. Schulz gibt mir An­wei­sun­gen, wie oft ich auf welcher Seite paddeln soll, um Kurs zu halten – das stell sich als schwie­ri­ger heraus als gedacht. Ich ver­lie­re jede Ori­en­tie­rung, spüre den Wind, wie er mich daran hin­dert vor­an­zu­kom­men und höre das Wasser gegen das Board platschen. Schließ­lich verliere ich mit dem Paddel den Kontakt zum Wasser. Der Wind dreht mich im Uhr­zei­ger­sinn. Der Widerstand ist zu groß, ich hole mit zu viel Schwung aus und falle auf die Knie. Da muss ich den Blindflug dann doch be­en­den und die Augen wieder aufmachen.

Aber genau diese kleinen Herausforderungen, die Spiele und der ma­ri­ti­me Wind haben das SUP-Experiment zu einem besonderen Erlebnis gemacht – und das, obwohl ich eigentlich ein Schön­wet­ter­mensch bin. Schulz beschreibt den Was­ser­sport so: "SUP ist ein Ganz­kör­per-Work­out." Meine Muskeln können dem nur zustimmen.


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Itzehoer Wasser-Wanderer e.V.
www.itzehoer-wasser-wanderer.de


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