Muss es WhatsApp sein?

Kommunikation mit Messenger-Diensten

von Martin Ölscher

Schnell mal sich mit anderen Paddler/innen abstimmen geht bequem mit einem Mes­senger. Eine kurze Nachricht an eine Gruppe und die Ver­ab­re­dung für ge­mein­sa­me Aktivitäten ist gemacht. WhatsApp löste die SMS als eine kostenfreie Alternative ab. Wir fingen mit WhatsApp an, ge­wöhn­ten uns daran und nutzten es seitdem. Mittlerweile gibt weitere in­te­res­san­te Mes­sen­ger-Diens­te und es wurde Zeit, einmal über den Um­stieg auf eine Al­ter­na­ti­ve eines we­ni­ger da­ten­hun­gri­gen An­bieters nach­zu­den­ken. Schließ­lich stell­ten wir auf den Mes­sen­ger Sig­nal um. Das ging viel ein­fa­cher als ge­dacht.

Fast jeder von uns hat ein Smartphone dabei und nutzt Messenger-Diens­te, um in Ver­bin­dung zu bleiben, sich abzustimmen, kurz eine Rückmeldung zu geben.

Neben den Informationen per e-Mail nutzten wir in unserem Verein re­la­tiv in­ten­siv den Mes­sen­ger Whats­App und es gab einige Whats­App-Grup­pen. Die­se Art der Kommunikation ist im Laufe der Jahre ge­wach­sen. Es hat sich so ent­wickelt und bisher stellten wir die Frage nach dem bevorzugten Mes­senger noch nicht. Wie groß ist das Unbehagen, mit WhatsApp und sei­nen Nut­zungs­be­din­gun­gen im Kreis unserer Mit­glie­der?

WhatsApp gehört zu Facebook und ändert seine Nut­zungs­be­din­gun­gen. Nut­zer/in­nen sol­len den Än­derungen zu­stim­men, um den Mes­sen­ger weiter nut­zen zu kön­nen. Auch wenn die Daten­schutz­grund­ver­ord­nung in Europa vie­les nicht erlaubt und die EU streng auf die Ein­hal­tung der Regeln achtet, gibt es einige schwammige For­mu­lie­run­gen in den Nut­zungs­be­din­gun­gen und so ganz genau weiß man nicht, was mit den Daten geschieht.

Schon zuvor hatten einige Mitglieder WhatsApp nicht installiert und nun gab es WhatsApp-Nutzer/innen, die den Messenger nicht mehr weiter nutzen woll­ten.

Neben dem am weitesten verbreiteten WhatsApp gibt es zahlreiche Al­ter­na­ti­ven. Für uns als Organi­sation macht es Sinn, den Messenger-Dienst zu nut­zen, den die Mehrzahl unserer Mitglieder oder die meis­ten im Kreis der Vor­stands­mit­glie­der nutzen möchte.

Wir wissen nicht, ob die Mitglieder unserer WhatsApp-Gruppen den Mes­sen­ger-Dienst nut­zen, weil sie die dort geteilten Information be­kom­men möch­ten. Die Gruppe bindet die Teil­neh­mer/innen an den Dienst. Man nimmt man­gels Al­ter­na­ti­ve die Nachteile und ein ge­wis­ses Unbehagen in Kauf oder ver­zich­tet - wenn das Unbehagen größer ist - auf diesen Kom­mu­ni­ka­tions­ka­nal.

Wenn jeder seinen eigenen Messenger nutzt, kann Kommunikation auf die­sem Weg nicht (mehr) statt­finden. Entweder wir können uns auf ei­nen ge­mein­sa­men - gerne auch neuen - Mes­sen­ger einigen oder kom­mu­ni­zie­ren nicht mehr über Mes­sen­ger-Diens­te. Oder wir kom­mu­ni­zie­ren getrennt in ein­zelnen Grup­pen jede für sich.

Logo SignalEine gute Alternative zu WhatsApp ist der Mes­sen­ger Signal. Signal ist ein freier Messenger, der von der un­ab­hän­gi­gen und ge­mein­nüt­zi­gen Signal Foundation entwickelt wird, die sich aus Zuwendungen und Spenden der Nut­zer/in­nen - so wie beim unabhängigen In­ter­net­brow­ser Mozilla Firefox oder der frei­en On­line-En­zy­klo­pä­die Wi­ki­pe­dia - fi­nan­ziert. Die Sig­nal Foun­da­tion ist an keines der gro­ßen Tech­no­lo­gie­un­ter­neh­men gebunden und kann nach ihren Statu­ten auch niemals von einem aufgekauft wer­den.

Signal ist vor allem für seine Datensparsamkeit und Ende-zu-Ende-Ver­schlüs­se­lung bekannt und wird daher häufig von Sicherheitsexperten und Da­ten­schutz­or­ga­ni­sa­tio­nen empfohlen. Zur Umsetzung der Da­ten­spar­sam­keit dient das „Ze­ro-Know­ledge-Prinzip“, bei dem der Be­trei­ber keinerlei Zugriff auf Nut­zer­da­ten hat. Signal enthält keine Wer­bung, kein Affiliate-Mar­ke­ting und kein Tracking.

Smartphone mit Signal App (Bild 1) Der Programmcode von Signal - der sogenannte Quell­text - ist öf­fent­lich und kann von Drit­ten ein­ge­se­hen wer­den kann. Das er­laubt externen Ex­per­ten, die Qua­li­tät der Soft­ware, die Daten­nut­zung und si­che­re Funk­tion zu prü­fen und even­tu­el­le Schwach­stel­len fest­zu­stel­len.

Die Europäische Kommission hat zur Erhöhung der Sicherheit ihrer Kommunikation im Februar 2020 ihre Mitarbeiter auf­ge­for­dert, Signal als die empfohlene Anwendung für Instant-Messaging zu nutzen (siehe Politico).

Die Nutzung von Signal ist kostenfrei. Wenn bis­her Whats­App genutzt wurde, muss dieser Messenger nicht de­in­stal­liert wer­den. Beide können problemlos dau­er­haft oder für eine Weile ne­ben­ein­an­der ver­wen­det wer­den. Eine ganze Reihe unserer Mit­glie­der nutzte Signal bereits. Da­run­ter einige, die Whats­App kon­se­quent ab­lehn­ten und andere, die beide Mes­sen­ger ne­ben­ein­an­der ver­wen­de­ten.

Signal nutzt wie WhatsApp die Kontaktdaten auf dem Mo­bil­te­le­fon. Nach der Installation sieht man sofort, welche der vor­han­de­nen Kon­tak­te auch in Sig­nal erreichbar sind. Das könn­ten über­ra­schend viele sein. Ein Umstieg be­deutet, dass man nach der In­stal­la­tion von Signal WhatsApp für eine be­stimm­te Grup­pe oder Kon­tak­te nicht wei­ter nutzt und ab sofort über Signal kom­mu­ni­ziert. Für andere Grup­pen steht WhatsApp, wenn ge­wünscht, wei­ter zur Verfügung. Wenn WhatsApp de­in­stal­liert wird, gehen keine Kon­takt­da­ten ver­lo­ren.

Der Umstieg ist leicht. Signal installieren und ausprobieren. Das ist in wenigen Minuten ganz einfach machbar. Alles, was mit Whats­App geht, geht auch mit Signal.

Um zu klären, wie groß ein gemeinsamer Nenner sein kann, fragten wir mit ei­ner kur­zen Um­frage in myvote unsere Mitglieder, welches ihr bevorzugter Messenger ist: WhatsApp oder der vorgeschlagene Signal Messenger. Sollten beide keine kla­re Zu­stim­mung finden, müss­ten wir wei­te­re Al­ter­na­ti­ven in Betracht ziehen.

Noch ein Hinweis zur - wenn gewünscht - Deinstallation von WhatsApp. Wenn WhatsApp end­gül­tig nicht mehr genutzt werden soll, muss zu­erst in WhatsApp das Konto ge­löscht wer­den, bevor die App de­in­stal­liert wird. Bleibt das Whats­App-Kon­to erhalten, ist man für die Kon­tak­te weiter als WhatsApp-Nutzer/in sichtbar. Wenn diese Nach­rich­ten schicken, wer­den sie die Emp­fän­gerin / den Emp­fän­ger nicht er­rei­chen. Wurde die App deinstalliert, ohne zu­vor das Konto ge­löscht zu haben, muss die Anwendung gegebenenfalls erst noch ein­mal in­stal­liert wer­den.

Siehe dazu auch auf mobilsicher.de den Beitrag "Nase voll? WhatsApp-Konto löschen (An­dro­id)".


Umfrage...

In myvote fragten wir, wer weiter WhatsApp nutzen möchte oder lie­ber zum vor­ge­schla­ge­nen Messenger Signal wechseln würde.

50 Vereinsmitglieder beteiligten sich an der Umfrage (Stand 29. Ja­nu­ar 2021) und das Er­geb­nis war ein­deu­tig. 17 Mitglieder würden weiter Whats­App nutzen, davon lehnt nur 1 Mit­glied den Messenger Signal als Alternative ab, 16 wür­den die Al­ter­na­ti­ve nut­zen. 43 Mit­glie­der wür­den Signal nut­zen wol­len, davon lehnen 14 Mitglieder WhatsApp ab.


...und Umzug

Schließlich ging es nach der Abstimmung ohne weiteren Aufruf wei­ter. Zahl­rei­che unserer Mit­glie­der in­stal­lie­rten sich die Messenger App Sig­nal. Der Umzug begann, nahm Fahrt auf und geht weiter. Offensichtlich war die Zeit reif.

So sieht es aktuell bei uns aus...
[alle An­ga­ben Stand 30. Oktober 2023]

Wenn Vereinsmitglieder in eine der Gruppen aufgenommen werden möchten, teilen den Wunsch bitte kurz Martin Ölscher mit und be­kom­men in Signal einen Nachricht mit einem Einladungslink über den sie der Gruppe beitreten können. Das Vereinsmitglied entscheidet, ob es die Einladung annimmt, explizit auf den Gruppenlink tippt und einer Gruppe beitritt.

Der Umstieg ist problemlos machbar. Signal App installieren und los­le­gen. Man kann ne­ben Signal WhatsApp für die Kom­mu­ni­ka­tion mit an­de­ren Grup­pen weiter nutzen. Es ge­hen kei­ne Kon­takt­da­ten ver­loren oder müs­sen neu eingerichtet werden.

Signal ist mitt­ler­wei­le un­ser Mes­sen­ger für die­se Art der Kom­mu­ni­ka­tion in un­se­rem Ka­nu­ver­ein. Weit mehr Mitglieder als je­mals zuvor kom­mu­ni­zie­ren in Signal. Wenn sie Signal bis­her noch nicht nutzten, installieren sich neue Mitglieder die App, weil sie an der Kom­mu­ni­ka­tion mit den anderen Ver­eins­mit­glie­dern teil­neh­men und sich zu ge­mein­sa­men Ak­ti­vi­tä­ten ver­ab­re­den möchten.

Die auf diesem Weg spon­tan or­ga­ni­sier­ten Un­ter­neh­mun­gen be­rei­chern unser Ver­eins­le­ben.


Weiterführende Links

Wikipedia zu WhatsApp
Wikipedia zu Signal (Messsenger)

Internetseite zum Signal Messenger

mobilsicher.de
"Messenger: 8 WhatsApp-Alternativen"

chip.de
"WhatsApp verliert Millionen Nutzer: Diese Gratis-Alternativen sind ohnehin besser"

netzpolitik.org
"Neue WhatsApp-AGB: Shoot the Messenger"

Redaktionsnetzwerk Deutschland
Verwirrung um Whatsapp-Regeln: ändert sich wirklich nichts für EU-Bürger?

ZEIT ONLINE Podcast "Hinter der Geschichte"
"Signal, Threema, Telegram: Was können die WhatsApp-Alternativen?"

WhatsApp kann die Nachrichteninhalte der Nutzer/innen nicht lesen, hat aber Zugriff auf die Metadaten der Kommunikation. Was mit der Analyse von Me­ta­da­ten möglich ist, be­schreibt David Kriesel sehr an­schau­lich in seinem Vor­trag auf dem 33. Chaos Com­mu­ni­ca­tion Con­gress (33C3) "SpiegelMining – Reverse En­gi­nee­ring von Spiegel-Online".


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